Dieser Beitrag muss leider mit wenig Bildern auskommen, da das USB Kabel der Kamera abhanden gekommen ist. (SD Kartenleser gefunden)
Kurz nach Huehuetenango sah ich in der Entfernung einen eigenartigen Velofahrer mit Turban auf dem Kopf. Es war Edward aus England, der in Oregon startete und auch durch Mexiko fuhr. Wir tauschten viele Velofahrergeschichten aus. Es war nett, nach so langer Zeit mit einem anderen Tourenfahrer unterwegs zu sein. Wir trennten uns vor der Abzweigung nach Xela. Er wollte sich die Stadt anschauen und ich eine Offroad Route durch die Berge nehmen.
In Panjachel am Lago Atitlan traffen wir uns mit ewas Glück wieder und fuhren zusammen nach Antigua Guatemala. Dank meinem Orientierungssinn hängten wir dann noch eine kleine Schlaufe mit 500hm an, aber er war nicht nachtragend.
Am nächsten Morgen radelten wir weiter an der Flanke des Vulkans ‘Volcan de Agua’ Richtung ‘Santa Maria de Jesus’ (krank diese Namen..) hoch. Edward hat einen Gang weniger als ich, so dass er schieben musste und ich um einiges voraus war. Danach stellte es sich heraus, dass es nicht immer von Vorteil ist, am Berg die Führung zu übernehmen. Auf einmal hörte ich es im Gebüsch flüstern. Ein Mann mit vermummtem Gesicht und hervorgehaltener Pistole trat hervor, auch auf der anderen erschien ein Mann mit Pistole. Ich warf ihnen die Fake-Brieftasche mit abgelaufener Kreditkarte und Geld hin. Vielleicht hätte ich sofort umdrehen und runterfahren sollen, ich war aber sehr überrascht.
Offensichtlich reichte ihnen das Geld nicht, sie drängten mich neben die Strasse in den Wald. Sie durchsuchten alles, fanden kein weiteres Geld (Kreditkarte und Dollars trug ich im Geldgürtel auf mir). Danach befahlen sie mir, an den Strassenrand zu gehen und meinen Kollegen herzurufen. Eine dritte Person musste uns beobachtet haben, so wussten sie, dass wir zu zweit sind. Als Edward kam, sagte ich ihm, er soll abhauen. Dafür hat mich einer der Ganster gehauen, aber nicht schlimm. Sie packten meinen Laptop und einige andere Sachen ein, dann verschwanden sie im Gebüsch.
Edward war in der Zwischenzeit runtergefahren und konnte die Polizei alarmieren. Ich war sehr froh, dass er zurück gegangen war, um Hilfe zu rufen. Leider fuhr er so schnell, dass er sich überschlug und blutete. Die Feuerwehr war als erstes da und hat Edward verarztet. Dann kam die Polizei und schaute sich die Sache an.
Ich ritt mit der Polizei zurück nach Antigua, Edward fuhr weiter – er hat einen Flug in Panama gebucht. Edwards Version der Ereignisse kann man hier nachlesen, er hat mehr Talent zu schreiben: Power Round The Planet
Ich fliege nun zurück in die Schweiz – man soll aufhören, wenns am schönsten ist. Übrigens habe ich meine Kamera noch, sie ist beim Ausraubungsprozedere in den Strassengraben gefallen, was dem angeschlagenen Objektiv den Rest gab. Das USB Kabel haben sie mitgenommen.
Nachtrag 11.12.2013:
Ich habe mich gefragt, wie man eine solche Situation hätte vermeiden können. Darum habe ich ein bisschen gegoogelt und zum Beispiel folgendes gefunden:
- a) Bewaffneten Guide mitnehmen, besonders für Vulkanbesteigungen
- b) Dieses Hilfswerk empfiehlt: “If the assailant has a gun, it is recommended to run in a zig-zagging way”
- c) Zu Gott beten, evtl. mit Hilfe von Verwandten: “… Were both these situations mere coincidence and just plain luck? I don’t know, but I do know that many friends and family back home were praying for our safety.” (http://eastlakeguatemala.blogspot.ch/)
- d) “Informieren Sie sich lokal auch bei Bekannten, Geschäftspartnern oder beim Sicherheitsbeauftragten des Hotels über die lokalen Gegebenheiten, und erkundigen Sie sich, ob es in der Umgebung Orte gibt, die gemieden werden sollten.” (EDA)
- e) “von Reisen mit dem Fahrrad wird generell abgeraten” (EDA)
a) und b) sind nicht so leicht auf das Tourenfahren anzuwenden. Findet mal einen Guatemalteken mit Waffe, der weiter als 10km Rad fahren kann. Und zig zag fahren mit einem voll beladenen Tourenvelo ist eher schwierig. c) auf dem Velo hat man sehr viel Zeit für Gebete, nicht geeignet für Atheisten. d) Die Idee ist gut, aber meistens sagen alle es sei viel zu gefährlich. Meine Hotels hatten nie einen Sicherheitsbeauftragten. e) Um Durchfälle zu vermeiden wird von jeglicher Nahrungsaufnahme generell abgeraten.
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